Wie fange ich mit dem neuen Blog-Artikel, dem neuen Video, dem neuen Podcast bloß an und wie baue ich eine gewisse Spannung auf?
Typische Fragen im Alltag des Content Marketings: Für Inhalte jeglicher Art ist Storytelling das Zauberwort im Marketing des 21. Jahrhunderts. Das klingt manchmal hochtrabend, aber letztlich ist es nun einmal so, dass wir Menschen am liebsten Geschichten mögen.
Rationale und zahlenbasierte Kommunikation funktioniert eigentlich fast nur zwischen Wissenschaftlern richtig gut; oder auch wenn das Interesse auf Seiten des Empfängers etwas zu Lernen sehr hoch oder gar dringend ist.
In einem spannenden Workshop mit der Storytelling-Expertin Petra Sammer habe ich kürzlich fleißig mitgeschrieben. Meine wichtigsten Erkenntnisse habe ich noch einmal gebündelt und mit eigenen Beispielen verquickt. Jetzt ist also doch der rationale Lernwille eurerseits gefragt. Aber das schaffen wir 😉
Der Startschuss: Fokus & Inspiration
Am Anfang braucht es immer einen inhaltlichen Fokus und etwas Inspiration. Heißt konkret 1) ich überlege mir ein Thema über das ich eine Story machen möchte und 2) ich schaue mir ähnlichartige Inspiration in der medialen Landschaft an. Denn das Rad komplett neu zu erfinden ist immer schwierig. Jedoch können wir unsere ganz persönliche Tonalität und Blickweise reinbringen.
Ein kleines Story-Beispiel
Schauen wir uns in den nächsten Zeilen doch einmal ein konkretes Beispiel an, um die verschiedenen Startpunkte für Stories genauer festzumachen.
- Fokus: Ein Eisdielen-Startup aus Dortmund
- Inspiration: Ich schaue mir auf Instagram alle Hashtags zum Unternehmen an.
- PS.: Ich habe sogar schon einen Beitrag im Petto, in welchem ich (teils unbewusst) die verschiedenen Ansätze genutzt habe. Dazu später mehr.
Los geht es an die Arbeit. Also was sind die Möglichkeiten, die sich mir nun bieten? Ich habe mir die 6 Konzepte nach Petra Sammer noch einmal genauer angeguckt und veranschaulicht.
1. Herkunft
Unter Herkunft lassen sich alle inhaltlichen Ideen zusammenfassen, die den Ursprung von etwas oder von einer Person zum Anlass des Beitrags nehmen. Ich könnte also genauer ergründen, wer das Startup gegründet hat und was die ganz persönliche Geschichte der Gründerin/des Gründers ist.
Alternativ könnte auch ein Schwenk auf die allgemeine Herkunft des Geschäftsfeldes „Speiseeis“ vollzogen werden. Diese zweite Herkunfts-Perspektive könnte angereichert werden mit Geschichten, warum Eisdielen bis heute so beliebt sind in Deutschland und wie immer wieder neue Gastronomien in dieser Branche entstehen.
2. Machart
Unter Machart lässt sich beispielsweise die Art und Weise einer Produktion, einer Dienstleistung beschreiben. Besondere Alleinstellungsmerkmale, verborgene Hintergründe oder sogar interessante technische Details können Anlass zum anekdotenhaften Ausschmücken bieten.
Im Falle des Eisdielen-Startups ließe sich demnach ein Blick darauf werfen, wie die Eiscreme konkret hergestellt wird. Welche Rohstoffe, welche Zutaten kommen hierbei zur Verwendung und was ist das Besondere daran. All das könnten spannende Geschichten-Ansätze sein.
3. Werte
Was sind die Werte? Also Einstellungen, Ideale, Leitlinien, welche ein Unternehmen, eine Person oder eine Sache besonders machen? Nicht umsonst hat heutzutage jedes Unternehmen prominente Slogans, die sich mit passenden Stories untermauern lassen. Oder noch ein Regal höher gegriffen, eine große Unternehmens-Vision mit bildhaften Charakter.
Im Falle meiner Eisdiele ließen sich an dieser Stelle dann vor allem Aspekte, wie die Qualität der Zutaten, der Anspruch beim Geschmack oder die Auswahl der Eissorten beschreiben. Vielleicht ließe sich auch das Thema der Vision bildhaft aufschlüsseln. Zumindest sofern ein lokal bis regional agierendes Unternehmen schon so weit gedacht hat.
4. Wirkung
Durch die erzähltechnische Konzentration auf die Wirkung einer Thematik kann ebenfalls zügig ein roter Faden aufgebaut werden. Hierbei geht es vor allem um das Wecken bereits vorhandener Erfahrungen mit den Sinnen oder um emotionale Erinnerungen beim Konsumenten.
Apropos Erinnerungen – welches Beispiel eignet sich hier besser als Eis? Kindheitserinnerungen, Urlaubsmomente, sonnige Tage, positive Anlässe sowie ganz besondere Eissorten und Geschmäcker. Die Liste an emotional besetzten Wirkungen ist lang. Mit Blick auf das Eis-Startup ließe sich bezüglich dem Wirkungs-Startpunkt definitiv eine gute Geschichte stricken.
5. Relevanz
Die Relevanz zum Anlass einer Geschichte nehmen; das klingt vielleicht banal, dennoch wird diese Möglichkeit aber oft unterschlagen. Die Kunst ist hierbei nämlich einen aktuellen Anlass zu finden, der in der Zielgruppe auch eine spürbare Bedeutung inne hat. Und eben nicht nur durch die eigene Brille (scheinbar) von Aktualität geprägt ist.
Ein gutes Beispiel für aktuelle Relevanz wäre zum Start der Eisdielen-Saison so die alljährliche Preiserhöhung der Kugel Eis. Sobald es den Menschen an ihr privates Geld geht, wird zunächst einmal jeder hellhörig und möchte die Gründe erfahren.
Schwierig könnte es dann möglicherweise sein trotzdem einen positiven Grundtenor im Rahmen der Story aufzubauen. Doch auch hier kann vielleicht wieder ein aktuelles Thema aushelfen. Wie beispielsweise die gestiegene Bedeutung der Qualität der Lebensmittel oder der Einsatz von Bio-Zutaten.
6. Brisanz
Ein brisanter Ausgangspunkt zielt auf eine thematische Richtung ab, welche gesellschaftliche Diskussionen ausnutzt oder starke Meinungen zum Anlass weiterer Recherchen nimmt. Boulevard-Zeitungen oder Privatsender im TV machen in sehr zugespitzter Form vor, wie das gut funktionieren kann. Natürlich lassen sich hier auch seriöse Geschichten erzählen, doch der Startpunkt ist zunächst einmal polarisierend.
Blicken wir doch noch ein letztes Mal auf die Eisbranche. Was könnte hier extreme Meinungen hervorrufen? Mein erster Gedanke ist das Thema Zuckerreduktion oder noch extremer gesprochen die „Zuckersucht“ des Durchschnitts-Verbrauchers. Wie steht also ein Unternehmen aus der Branche zu diesem potentiellen Gesundheitskonflikt? Die entsprechenden Antworten könnten Stoff für eine spannende Geschichte bieten.
Welche Ansatz wählst du für deine nächste Story?
Zum Abschluss bin ich nun noch mein versprochenes Story-Beispiel schuldig. Schaut gerne einmal in die hinter dem Bild verlinkte Instagram-Story rein. Da mir das Konzept damals noch nicht klar war, habe ich verschiedene Ansätze verquickt.
Die nächsten Story-Varianten folgen zugleich
Im Teil II werde ich noch etwas weiter in die Tiefe gehen und weitere 6 Möglichkeiten liefern, die sich mit den Ansätzen dieses Artikels kombinieren lassen. Am Ende des Tages gibt es also 36 Kombinationsmöglichkeiten an Perspektiven für eure Geschichte. Wer soll da noch sagen: „Ich weiß nicht wie und womit ich starten könnte?„