Weiter geht es in meiner kleinen Storytelling-Schule nach Vorbild von Petra Sammer. Im Teil I „6 Startpunkte für gutes Storytelling“ ging es hauptsächlich um die Botschaft der Geschichte. Dies hatte ich in 6 Kategorien geclustert:
- Herkunft
- Machart
- Werte
- Wirkung
- Relevanz
- Brisanz
Nun zielt der Blick darauf, wie die Geschichte von Beginn an in einen packenden Rahmen gegossen werden kann. Oder anders gesagt: wie verpacke ich meine Geschichte?
Auch hier gibt es wiederum 6 Aufhänger-Ideen
- Anekdote aus dem Alltag
- Atemberaubende Action-Szene
- Dialog, Diskussion
- Parabel
- Zitat
- Lektion für das Leben (Signature Story)
1. Die Anekdote
Erzähle einfach eine typische Alltagssituation, in die sich deine Zielgruppe reinversetzen kann. Der typische Start in den Tag, der Weg zur Arbeit, der knurrende Magen vor der Mittagspause oder Ähnliches.
So können die User direkt mitfühlen und versetzen sich in die Situation. Die Geschichte kommt lebensnah und authentisch daher.
2. Die Action-Szene
Wenn du etwas mehr Aufmerksamkeit generieren möchtest direkt zu Beginn deiner Botschaft dann starte mit einer abenteuerlichen, atemberaubenden Szene.
Schildere einen Unfall, eine Drucksituation, vielleicht sogar etwas Kriminelles, um direkt mit einem Höhepunkt die Konsumenten in den Bann zu ziehen. Natürlich musst du dann auch liefern und irgendwie den Bogen zu der eigentlichen Botschaft bekommen, ohne dass die User wegklicken.
Wenn du beispielsweise deine Küche (beinahe) in Brand gesetzt hast, um etwas zu flambieren. Hat es sich denn auch gelohnt? Was war der Hintergrund? Was war die Erkenntnis aus dem Geschehen?
3. Der Dialog
Sehr lebendig zu Beginn einer Story kann auch ein kleiner Dialog wirken. Ein paar wenige Zeilen reichen schon. Ein typischer Gedankenaustausch zwischen Frau & Mann, Chef & Mitarbeiter, Mutter/Vater & Kind geht beispielsweise fast immer.
Oder etwas um die Ecke gedacht: es kann genauso gut auch ein innerer Dialog sein. Schließlich haben wir alle so viele, teils kontroverse Gedanken im Kopf. Gedanken, die manchmal noch interessanter zu beobachten sind als echte Gespräche.
Egal wofür du dich entscheidest, lasse die Userschaft teilhaben. Und komme dann von dem erzählerischen Part direkt rein in die Geschichte.
4. Die Parabel
Wenn du literarisch gut geschult bist. Kannst du auch zu einer Parabel greifen und bildhaft die Thematik des Beitrags so sehr öffnen, dass die User direkt zum Nachdenken angeregt werden.
Kurz zum Hintergrund: „Die Parabel ist eine kurze, lehrhafte Textsorte, die durch den Empfänger (Leser, Hörer) entschlüsselt werden muss. In einer Parabel wird eine Geschichte erzählt, die sich auf eine eigentlich gemeinte Situation übertragen lässt.“ (mehr unter: https://wortwuchs.net/parabel/)
5. Das Zitat
Gibt es für deinen Beitrag ein schönes, vielleicht sogar prominentes Zitat, welches prädestiniert ist für das weitere Erzählen?
Bringst du beispielsweise das Zitat: „Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise möglich geworden ist“ (Hans Dietrich Genscher 1989 auf dem Balkon der bundesdeutschen Botschaft in Prag) . Wird jeder wissen, dass es in deinem Beitrag um Freiheitsrechte geht.
Du denkst, das ist jetzt etwas weit hergeholt? 😀 Kein Problem, du kannst natürlich auch mit simpleren Zitaten starten. Achte nur darauf, dass es nicht zu floskelhaft wird. Sinnbefreite Worthülsen sind meistens kein guter Start für eine Geschichte.
6. Die Lektion fürs Leben
Wenn du deine Geschichte noch epischer machen möchtest, starte direkt mit einem großem Schlüsselmoment deines Lebens. Oft wird hier auch von sogenannten „Signature Stories“ gesprochen.
Ein Beispiel könnte sein: „An dem Tag, als ich diesen Verkehrsunfall hatte, wurde mir bewusst wie zerbrechlich das Leben ist. Ich merkte, dass ich mit meinen Gedanken viel zu oft nicht im „Hier und Jetzt“ bin. Von hier an beschloss ich einiges anders zu machen […] „
Das ist natürlich sehr dramatisch angehaucht, es kann auch spaßiger daher kommen oder von konkreten Menschen getragen sein (mehr dazu in einem spannenden Beitrag von Petra Sammer zum Thema Signature Stories).
Fazit – 36 Möglichkeiten zum Storytelling entwickeln
Wenn du jetzt die 6 Perspektiven aus dem letzten Artikel (eingangs geschildert) mit den 6 Aufhänger-Ideen zusammenbringst, hast du insgesamt 36 Varianten zum Storytelling.